8,8 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln erwartet die Stadt Troisdorf insgesamt aus Bundes- und Landesmitteln für die Erneuerung ihres Zentrums im Rahmen der Zukunfts-Initiative Troisdorf Innenstadt, kurz ZiTi. Die Förderquote liegt bei 70 Prozent. Über das „Warum“ und die Ziele eines öffentlichen Engagements für die Förderung des Städtebaus diskutierten am 4. Mai im Foyer der Stadthalle der Architekt Professor Dr. Franz Pesch, dessen Büro das „Integrierte Handlungskonzept Innenstadt Troisdorf“ aufgesetzt hat, die Bundestagsabgeordneten Elisabeth Winkelmeier-Becker und Sebastian Hartmann, Troisdorfs Wirtschaftsförderer Thomas Zacharias und Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski. Das Podium fand im Vorfeld des bundesweiten Tages der Städtebauförderung am 21. Mai statt. Es ist Teil der PR- und Werbekampagne zur Innenstadterneuerung in Troisdorf. Carsten Seim ist Partner der Absolut-Avaris GbR. Diese konzipiert und realisiert Maßnahmen dieser bis Ende 2018 angelegten Kampagne im Auftrag der Stadt Troisdorf.
 
Veranstaltung im Vorfeld des Tages der Städtebauförderung am 21. Mai
„Wir haben 2012 mit dem Umbau unserer Innenstadt begonnen. Das Projekt ZiTi wird im Jahr 2018 beendet sein. Insofern ziehen wir hier eine Halbzeitbilanz“, erklärte Jablonski. Er betonte, dass die öffentlichen Maßnahmen auch Anreize für ein Engagement privater Investoren ausgelöst haben – als Beispiele nannte er die Einkaufs-Galerie am Wilhelm-Hamacher-Platz sowie die Nachverdichtung beim Wohnungsbau auf dem Rücker-Gelände sowie dem Hoff-Areal.
Warum Bund und Land den Städtebau fördern
Co-Dezernent Claus Chrispeels verwies auf die Geschichte des Städtebauförderungsgesetzes, auf dessen Grundlage die Förderung des Stadtumbaus erfolge. Dieses sei im Jahr 1971 ursprünglich beschlossen worden, um „städtebauliche Missstände“ zu beseitigen. Ging es in den 70er-Jahre nach seinen Worten in Troisdorf um die Sanierung der Innenstadt, so dominierten in den 80er-Jahren Wohnumfeldmaßnahmen in den Stadtteilen, in den 90er-Jahren und bis zum Jahr 2010 die Entwicklungsmaßnahme Am Krausacker. Seit 2012 sei nun unter Aspekten der Städtebauförderung das Handlungskonzept Troisdorf Innenstadt bestimmend. Einig waren sich die MdBs darin, dass der Staat Stadtentwicklung nicht allein dem Markt überlassen dürfe.
 
Elisabeth Winkelmeier-Becker: „Die Aufgabe ist es wert, dass man Geld investiert und sich Gedanken macht: Wie können wir unsere Stadt an neue gesellschaftliche Herausforderungen heranführen und zukunftsfest machen?“ Als Beispiel nannte sie die Demografie und den Wunsch vieler älterer Menschen, ins Zentrum zurückzukehren. „Das gelingt nicht, wenn man sich allein auf die Entscheidungen privater Investoren verlässt.“ Dafür brauche es einen „integrierten Ansatz, der gecoacht, geplant und begleitet wird“. „Das“, so die Abgeordnete, „ist der wichtige Impuls, den Städtebauförderung setzen kann ... Troisdorf ist schon auf einem sehr guten Weg.“
 
Sebastian Hartmann verwies darauf, dass Städtebauförderung in sozial-liberalen Zeiten begonnen worden ist. „Man freut sich“, so Hartmann weiter, „dass dies einen so guten Weg gegangen ist.“ Städtebauförderung fördert nach Ansicht des SPD-Politikers „auch den sozialen Zusammenhalt: Der Zusammenhalt zeigt sich in den Städten und Gemeinden.“ Hartmann: „Ich bin für handlungsfähige Kommunen“. Von Zeit zu Zeit brauche es aber auch „überregionale Anstöße“. Nach einem Best Practice befragt, nannte Hartmann die Burg Wissem. Hier seien Städtebaufördermittel zur Herstellung von Barrierefreiheit verwendet worden. Es sei hier darum gegangen, „wirklich allen Menschen „Zugang zu öffentlichen Räumen“ zu verschaffen. Dies sei eine Aufgabe „von Bund und Land“. Troisdorfs Wirtschaftsförderer Thomas Zacharias verwies auf die Lage Troisdorfs im „Speckgürtel“ der Metropolen Köln und Bonn. „Diese beiden Kerne zählen zu den Wachstumspolen, die weiter Menschen, auch junge Menschen, anziehen. Und sie werden dies in Zukunft weiterhin tun.“ Als Wirtschaftsförderer habe er einen besonderen Blick auf das Zentrum, „weil Innenstädte die Visitenkarte und das Gesicht einer Stadt sind“. Dies sei auch wichtig für das Employer-Branding der Unternehmen vor Ort. „Wenn Mitarbeiter sich hier bei Unternehmen vorstellen, dann schauen sie auch: Was ist das für eine Stadt? Auch Troisdorf bewirbt sich auch um Fachkräfte – nicht nur das Unternehmen.“ Zacharias: „Die meisten Rückmeldungen bekommen wir aktuell zur Fußgängerzone.“ Tenor: „Man sieht, dass diese attraktiver geworden ist.“ Man sehe nun, „wo das Geld hingeflossen ist.“
 
Konkurrenz durch Online-Handel
Zu diesem Thema bat Moderator Professor Pesch Stephanie Lottis, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Troisdorf Aktiv und ehrenamtliche ZiTi-Botschafterin, aufs Podium. „Alle Städte haben zu kämpfen mit dem Online-Handel. Und alle suchen nach ihrer eigenen Identität. Wer sind wir? Für wen stehen wir?“ erklärte Lottis. Wichtig sei dabei auch die Identifikation der Einzelhändler mit ihrer eigenen Stadt: „Wir haben hier ein superschönes Angebot.“ Dies werde über das Portal www.Troisdorf.city umfassend dargestellt. Es sei auch für Einzelhändler wichtig, online gefunden zu werden. Wirtschaftsförderer Thomas Zacharias: „Das Internet ist gesetzt, das Online-Shopping wird sich weiterentwickeln. Verschiedene Produkte wie CDs, DVDs und Ebooks dematerialisieren sich.“ Beim Verbraucher bleibe jedoch das Bedürfnis, Einkauf als „haptische Erfahrung“ und „Freizeitbeschäftigung“ zu erleben. Online- oder Ladenkauf? „Natürlich“, so Elisabeth Winkelmeier-Becker, „kann kann man das Geld nur einmal ausgeben. Alles, was an Kaufkraft in den Online-Handel geht, ist weg.“ Dies könne man nicht zurückdrehen, man dürfe dem Online-Handel aber auf europäischer Ebene auch „nicht weiter hypen“: „Ich glaube, da muss man auch einmal einen Gegenpunkt setzen.“

Winkelmeier-Becker verwies auf „Verkehrsprobleme, die durch den Transport online gekaufter Artikel entstehen. Städtebauplanerisch muss ihrer Auffassung nach darauf geachtet werden, nicht noch weitere Gewerbeflächen in den Zentren zu errichten. Es sei eine „kluge Entscheidung“ Troisdorfs gewesen, durch den Bau neuer Wohnungen Kaufkraft ins Zentrum zu holen, „anstatt Leerstand zu provozieren“. Der SPD-Abgeordnete Sebastian Hartmann, Mitglied des Verkehrsausschusses im Bundestag: „Wenn die Digitalisierung disruptiv ist, dann wird es einen Punkt geben, an dem Politik versuchen wird, diesen Wandel zum Guten zu gestalten.“ Dies könne sie von der kommunalen bis zur europäischen Ebene tun. „Viel“, so Hartmann, „hängt aber auch davon ab, wie wir als Menschen selbst uns entscheiden. Wenn ich den Online-Handel befördere, dann darf ich mich auch nicht darüber aufregen, dass es einen Rückstau auf der Straße gibt, weil der Lieferwagen in der zweiten Reihe steht, um mein Paket auszuliefern.“ Der Anonymität des Online-Handels setzte Hartmann Innenstädte als „Orte des Zusammentreffens“ und der realen Begegnung entgegen.
Das unterstrich Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski: „Ich komme nicht nur zum Einkaufen in die Stadt. Es muss auch eine Aufenthaltsqualität haben.“ Neun Eisdielen, die in der Innenstadt existieren können seien ein Beleg dafür, dass die Menschen dies auch so einschätzten. Die Freifunkinitiative sorge mit ihrem nun beinahe flächendeckenden WLan-Angebot für zusätzliche Anreize, ins Zentrum zu kommen. Jablonski: „Ich bin dann schon mal da. Darüber hinaus gibt es in Troisdorf viele Händler, die hybride Angebote machen und teilweise sogar aus dem Internetverkauf gekommen sind.“ Als Beispiel nannte der Bürgermeister die Boutique „Trau Dich rein". Gegenüber Einkaufszentren auf der grünen Wiese hätten gewachsene Innenstädte in der digitalen Zukunft wegen ihrer Aufenthaltsqualität sogar Vorteile. Das bestätigte Stadtplaner Professor Pesch unter Berufung auf Umfrageergebnisse aus Leipzig. Demnach ist Einkauf nur für rund ein Drittel der Befragten das bestimmende Motiv, eine Innenstadt aufzusuchen. Es gehe vielmehr darum, Freunde und Bekannte zu treffen, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, um die eigene Freizeit zu verbringen.

Wohnen in der Innenstadt
Elisabeth Winkelmeier-Becker: „Wohnen in der Innenstadt ermöglicht es vielen in einer älter werdenden Gesellschaft, lange selbstständig zu bleiben.“ Denn hier seien alle Angebote fußläufig zu erreichen. Dies erhalte Lebensqualität über eine lange Zeit. „Das erhält Lebensqualität über eine lange Zeit“, so Winkelmeier-Becker. Ihr SPD-Kollege Sebastian Hartmann forderte einen bestimmten Anteil sozialen Wohnraums nach dem „Hamburger Modell“, damit eine „funktionierende Sozialstruktur“ erhalten bleibe. „Wir brauchen einen gesunden Mix und müssen deshalb darauf achten, dass wir den öffentlichen Wohnungsbau nicht vernachlässigen, sondern auch in den Innenstädten noch ausweiten“, erklärte der Troisdorfer Bauträger Eric Schütz. Für ihn ist Troisdorf stadtplanerisch auf dem richtigen Weg: „Die Roadmap der Stadt Troisdorf zielt genau auf die künftigen Megatrends Wohnen, Leben und Arbeiten in der Stadt ab.“ Das Verständnis habe sich gewandelt – weg von einer Industriestadt hin zu einer Wohnstadt mit Gewerbeansiedlungen, wo die Arbeitsplätze vor der Haustür liegen, was ja auch gewünscht wird.“ „Aktuelle Immobilienmarktberichte weisen Troisdorf unter den Kommunen des Kreises als Hotspot Nr. 1 aus, was Eigenheime und Mietwohnungen angeht. Bei Eigentumswohnungen habe sich die Stadt auf Platz 2 vorgearbeitet – mit Luft nach oben.“ Sein Fazit: „Troisdorf ist eine Stadt mit Zukunft.“
Zusammenfassung: Carsten Seim, Absolut-Avaris GbR. Absolut-Avaris realisierte von Oktober 2015 bis Ende 2018 nach Ausschreibungsgewinn die PR- und Werbekampagne zum Innenstadt-Umbau der Stadt Troisdorf.
 

Carsten Seim, avaris | konzept, Redaktionsbüro für strategische Kommunikation - Kommunikative Beratung | Öffentlichkeitsarbeit | Redaktion | Seminare

Spicher Str. 6, 53844 Troisdorf | +49 179 2043542 | c.seim@avaris-konzept.de